Die Caleta de la Madera ist die südwestlichste Bucht Fuerteventuras. Mächtige Klippen, die 70 bis 80 m steil bis senkrecht zu einem Kiesstrand abstürzen, umspannen eine gut 600 m breite und 200 m tiefe Bucht. Die See ist wie generell rund um Fuerteventura sehr flach und auch die Caleta de la Madera erreicht nicht mehr als 5 m Wassertiefe bei Normal Null. So stehen auch vereinzelt grosse Lavaklippen wie der Punta de mal Rayo im nördlichen Teil der Bucht aus dem Wasser, an dem sich die massive Atlantik Brandung heftig bricht. "Mal Rayo" soviel wie "schlechtes Geschick" oder "Schicksal" deutet wohl darauf hin, dass diese Lavaklippen schon dem einen oder anderen zum unglücklichen Schicksal wurde. Für Seefahrer ist die Küste rund um das Kap Punta de Pesbre und Punta Jandía eine fatale Ecke und schon einige Seefahrer und Passagiere haben wie am "Arrecife el Griego" ihr Leben gelassen.
Ein normaler Mensch erreicht den Kiesstrand der Bucht nur mit dem Boot, falls sich jemand findet, der bereit ist die Caleta de la Madera überhaupt anzusteuern. Wer genau in die Klippen blickt wird alte, verwachsene Pfadspuren entdecken. Tatsächlich stiegen hier in früheren Zeiten, bevor die chemische Farbenindustrie aufkam, wagemutige Sammler der Färberpflanze ab, die in den Klippen wächst. Eine lebensgefährliche Sache, die gutes Geld brachte. Die Sammler waren spezialisierte Wanderarbeiter, die sich mit dem langen "Palo de pastor", dem Hirtenstab mit Metallspitze der heute noch genutzt wird, in den Klippen abstützten. Da die Färberpflanze, die Orseille, nur langsam wuchs, zogen diese todesmutigen Sammler als Wanderarbeiter über das Archipels und ernteten die Orseille z.B. auch an Gran Canarias Steilküsten im Norden beim Aussichtspunkt "El Balcon". Einziger unterschied, dort fallen die Klippen hunderte bis zu eintausend Meter ab.
Neben der Orseille, welches Karmin, das sogenannte "intensiv Rot", liefert, gewonnen schon die Römern auf der Isla de Lobos aus der Purpurschnecke Farbstoff, das Purpur. Karmin und Purpur wird meist in einen Topf geworfen, hat jedoch farbentechnisch nichts miteinander zu tun. Purpur ist nicht Rot sondern eine einzigartige Farbe die zwischen Rot und Blau liegt. Noch heute ist 1 Kg Purpur 70x soviel Wert wie 1 Kg reinstes Barrengold.
Den schönsten Überblick über die wilde und sehenswerte Bucht erhält man, wenn vom Punta Pesbre einige hundert Meter hinauf zum Vertico Geodésico "Los Salvajes", "den Wilden", gestiegen wird, der exakt 74 m über dem Meer liegt. Von dort wird die Caleta de la Madera überblickt. Richtung Osten erhebt sich der Höhenzug Las Talahijas (184 m). Am nordwestlichen Horizont fändeln sich der Roque del Moro, die Strände von Cofete, Cofete und der Istmo de la Pared auf.
Die Caleta de Madera ist etwas für Naturliebhaber, die wilde, ursprüngliche Küsten lieben. Der heftige Wind am Kap und die massive Atlantikbrandung ist wahrlich nichts für jene, die nach Fuerteventura kamen, um an nahtloser Bräune zu arbeiten. Das Kap und die Küste ist auch eine schöne Ecke für Wanderer, die mit Karte und Kompass einwenig das Outback der Insel erkunden wollen. So führt z.B. ein alter Pfad, der von Ziegenhirten genutzt wurde, entlang der Küste bis zum Roque del Moro, hinunter zum Strand Playa de Cofete und weiter zu den Gehöften von Cofete. Wer einsame und besondere Wanderungen liebt, der kommt um die Caleta de la Madera voll auf seine Kosten. Wer sich mit den fantastischen Karten des Instituto Geográfico Nacional ausrüstet, die für wenige Euro online zu kaufen sind, findet jede kleine Pfadspur und wird zahlreiche Ideen entwickeln, die Insel per Pedes oder mit dem Mountainbike abenteuerlich zu erkunden.
Um Punta de Pesbre ist der Besucher in einer recht einsamen Gegend Fuerteventuras. Trotzdem finden sich einige Kilometer weiter im Dorf Puerto de la Cruz zwei ganz interessante urige Lokale.
Von Morro Jable wird kurz vor dem Fährhafen die Piste Carretera Punta Jandía bis zum Leuchtturm Faro de Jandía genommen und beim Ort Puerto de la Cruz auf eine namenlose Piste Richtung Westen zum Punta de Pesbre abgebogen. Nach insgesamt 26 Km ist das kleine Hilfsfeuer erreicht. Wer sein Auto quälen will, fährt nun noch einige Meter hinauf Richtung Messpunkt Los Salvajes, der wie in Spanien üblich mit einer weissen Säule und einem metallischen Siegel markiert ist. Kurz unterhalb des Messpunktes ist Schluss, denn dort hat die Inselverwaltung Holzblöcke in den Boden gerammt, um zu unterbinden, dass Offroader das Naturschutzgebiet kaputt fahren. Das war bis vor kurzem noch sehr beliebt. Besser es wird das Auto am Punta de Pesbre abgestellt und zu Fuss zum Los Salvajes hinauf gegangen, von dem aus die Bucht Caleta de la Madera dem Wanderer herrlich zu Füssen liegt.
GPS Position:
N 28° 05' 59,9" | W 014° 28' 51,6"
Stürmische Ausblicke auf Cofete.
Wer die Caleta de Madera und den Punta de Pesebre besucht, sollte auch den Aussichtspunkt Degollada de Agua Oveja nicht verpassen. Die "Kerbe" in dem Höhenzug über Cofete, durch die die Piste nach Cofete führt, ist ein sensationeller Ort. Der Nordost Passat wird durch dieses Nadelöhr derart beschleunigt, dass nicht selten Orkanstärke am Aussichtspunkt herrscht. Der Wind treibt die Geräusche der massiven Brandung glasklar nach oben.
Der Ausblick vom stürmischen Ort ist grandios. Die Strände Cofetes breiten sich fotogen unter dem Besucher aus. Es wird auch hinüber zum Istmo de La Pared gesehen, der am späteren Nachmittag von der Sonne angestrahlt wird und in der Ferne als weisses Dünnenfeld aus der Landschaft hinaus sticht. Der Degollada de Agua Oveja ein besonderer Ort.
Die Hafeneinfahrt von Las Palmas auf Gran Canaria ist vom Messpunkt Los Salvajes am Punta de Pesebre exakt 90 Km entfernt, Teneriffas Ostkap 168 Km. Zu sehen ist Gran Canaria und Teneriffa vom Messpunkt aber nur zur Zeit der Wintersonnwend. Dann ist die Sonne in ihrer Ekliptik so weit nach Süden gewandert, dass sie beim Versinken im Meer die Inseln Teneriffa und Gran Canaria "streift". An klaren Tagen sind bei Sonnenuntergang die Silhouetten der Nachbarinseln zu sehen. Der Teide (3.718 m), höchster Berg Spaniens, auf Teneriffa ist vom Punta de Pesebre aus nicht zu sehen. Er wird von Gran Canaria verdeckt. Im Norden Fuerteventuras z.B. von El Cotillo auf der Klippe des Torre el Tostón, ist der Teide an klaren Tagen bei Sonnenuntergang herrlich zu sehen.