Der Puerto Nuevo ist ein Hafen, wie er typischer für Fuerteventura nicht sein könnte. Ein flacher Strand und daneben eine Bucht mit tieferem Wasser. So wie z.B. Los Molinos und Puerto de la Cruz, El Cotillo mit seiner Muellino de Pesacdores und dem Hafen Roque de los Pescadores, Ajuy mit seinem Strand und den Cuevas de Ajuy wo die Mole lag, La Lajita und Puerto Rico und viele andere auf der Insel nach dem gleichen Konzept.
Heute herrscht eine völlig falsche Vorstellung, wie Häfen früher funktionierten. Da gab es die Fischerboote, sie fuhren nie weit aufs Meer hinaus, waren klein und wurden gerudert. Sie lagen am Strand, brachen von dort auf und wenn sie mit Fang zurück kamen, musste das ganze Dorf mithelfen die Boote an Land zu ziehen. Dafür waren flache Kiesstrände bestens geeignet. Über untergelegte Holzblöcke wurden sie über den Kies gezogen. Besonders schön noch am Playa La Lajita zu sehen.
Dann gab es die Handelsschiffe die Ware brachten und Ware mitnahmen. Sie brauchten tieferes Wasser in ruhigen Buchten, in denen sie einlaufen und ankern konnten. Sie legten selten an einer Mole an, ankerten in Buchten. Vieh wurde über Board geworfen und schwamm instinktiv an die Küste, wo man es aus dem Wasser zog. Ware und Menschen wurden an eine angelegte Mole gerudert. Wer dieses System kennt, wird jeden alten Küstenort Fuerteventuras mit anderen Augen sehen und verstehen, warum sie dort gebaut wurden, wo sie liegen.
Im Puerto Nuevo gibt es auch genau diese beiden Bereiche, die wie nach Lehrbuch besichtigt werden können. Da gibt es am Ende des Barranco de Puerto Nuevo einen "boca", einen Mund, wo sich der Wasserlauf in das Meer öffnet. Hier entstehen durch das permanent heran gespülte Geschiebe flache Strände und Buchten, so wie eben der Boca de Puerto Nuevo. Nicht umsonst liegt dort heute noch das eine oder andere Fischerboot, das dort ins Wasser geschoben und mit einer heute elektrischen Seilwinde auf den Strand zurück gezogen wird.
Über die kleine Klippe am Boca de Puerto Nuevo liegt eine Bucht mit tiefem Wasser. Das ist der Puerto Nuevo mit seiner Mole. Vor der Bucht ankerten die Schiffe, von der Mole wurde Kalk, der am Playa de las Hermosas gebrannt wurde, zu den Schiffen gerudert. Die Mole ist gut erhalten, da sie erst Anfang des 20. Jhd. angelegt wurde. Das der Puerto Nuevo neueren Datums ist kann auch daran gesehen werden, dass untypisch neben der Mole eine, betonierte, was man in der Form im 19. Jhd. noch nicht konnte, "Schräge" angelegt wurde, also eine "Slipanlage", die auch grössere Boote zu Wasser lassen oder herausziehen konnte.
Von der Klippe, die zwischen dem Boca Barranco de Puerto Nuevo und dem Puerto Nuevo liegt, kann ein fantastischen Fernblick genossen werden. Nach Süden liegt in einem weit geschwungenem Bogen die Küste Cofetes, nach Norden wird der Playa de las Hermosas überblick. Schön kommen die Narben der Klippen heraus, an denen der Muschelkalk abgebaut und zu Industriekalk gebrannt wurde.
Der Puerto Nuevo ist nichts zum Sonnen und auch erst recht nichts zum Schwimmen. Wer das im Sinn hat, der ist an diesem Ort völlig falsch und sollte die traumhaften Strände der Costa Calma, 10 Km um die Ecke, besuchen. Der Puerto Nuevo ist ein Ort für Entdeckungsreisende, Neugierige, die etwas mehr über die Insel erfahren wollen: Die Geschichte, Wirtschaft, die Geologie erkunden wollen. Auch für jene, die dramatische Ausblicke lieben, denn jene, von den Klippen über dem kleinen alten Hafen hinüber nach Cofete und das "Ende der Insel", sind schon grandios. Vor allem zu Sonnenuntergang herrscht eine vereinnahmende Stimmung. Dann beginnt die ganze Küste zu glühen, wenn nach Cofete geblickt wird. Die Gischt der Brandung und die Sonne hat über den Tag einen "Wasservorhang" entlang der Küste gezaubert, in dem sich das letzte warme Licht unwirklich schön bricht. Ein Ort für Fuerteventura Liebhaber.
Im Ort La Pared findet man zwei Surfschulen, die auch Mietmaterial zum Wellenreiten anbieten ein Café und ein wenig empfehlenswertes Ausflugsrestaurant. Für alles andere in Sachen Gastronomie, Einkaufen, tanken usw. wie auch Windsurfen und Kitesurfen muss über den Istmo de La Pared nach Costa Calma hinüber gefahren werden.
Der Puerto Nuevo wird wie der Playa de las Hermosas angefahren. Lediglich nach passieren der Gehöfte Casas de las Hermosas, wenn sich die Strasse v-förmig teilt, hält man sich links und nicht rechts auf der Piste.
Beim Abzweigen von der FV-605 zu den Casas de las Hermosas findet sich kurioser Weise an einem Strommasten ein Hinweisschild "Bar Puerto Nuevo". Von einer Bar ist jedoch weit und breit nichts mehr zu sehen.
GPS Positionen:
Mündung Barranco:
N 28° 14' 02,4" | W 014° 12' 46.4"
Hafenmole:
N 28° 13' 53,9" | W 014° 12' 49.8"
Wild und einsam – Playa de la Solapa.
Wer Lust hat, einen ganz besonderen, einsamen Strand aus feinem goldgelben Sand zu besuchen, der sollte nach Pájara hinüber fahren und den Playa de la Solapa besuchen. Am Ende eines Barrancos liegt in Klippen eingebettet ein atemberaubender Sandstrand. Kaum trifft man dort jemanden. Ab und zu ziehen Kitesurfer, die ganz harten und unerschrockenen unter ihnen, ihre Bahnen vor der Bucht.
Der Nachbarstrand ist der Playa de Garcey, der noch vor wenigen Jahren laufend von Tourveranstaltern angefahren wurde. Das ist nun endlich vorbei. Alle wollten das berühmte Wrack des alten Atlantikliners American Star besichtigen, das dort sank, als es im Schleppbetrieb bei einem Sturm vom Haken kam und an den Klippen zerschellte. Nun ist es gänzlich gesunken und der Sensationstourismus vorbei. Das tut den beiden traumhaften Stränden Playa de Garcey und Playa de la Solapa sehr gut.
Im Verhältnis zu den Klippen von Ajuy, wurde am Playa de las Hermosas recht bescheiden Muschelkalk abgebaut und zu Industriekalk gebrannt, der dann im Puerto Nuevo verschifft wurde. Wer sehen möchte, wie es im grossen Stil gemacht wurde, man an der Arbeit war eine gesamte Klippe mit Kalköfen, die direkt in sie hinein gebaut wurden, zu Industriekalk umzuwandeln und zu verschiffen, der sollte sich nach Ajuy aufmachen und dort Kalköfen, Klippe und Mole ansehen.