Schriftlich tauchen die kanarischen Inseln ab 800 v.Chr. bei den Griechen auf. So man denn diese Textpassagen als Aussagen über die Kanaren deuten will, denn das alles ist in vieler Hinsicht Spekulation und hat mit Wissenschaft nicht wirklich etwas zu tun. Denn im alten Griechenland gab es noch keine exakten Wissenschaften im heutigen Sinn. Alles wurde auch mit Mythen und Göttern verwoben. So berichten Homer (* 7. o. 8. Jhd.v.Chr. – † fraglich) und Platon (* 428 o. 427 v.Chr., Athen o. Aigina – † 348 o. 347, unbekannt) von einem mächtigen Seefahrervolk, das jenseits der "Säulen des Herakles", des heutigen Gibraltars, das Meer beherrschen würde. Jeder deutete das später für sich, obwohl es wohl ein reiner epischer Mythos war, denn was hinter den "Säulen des Herakles" lag, wussten die alten Griechen nicht. Die Seeenge galt als unüberwindbare Hürde, die von damaligen Booten nicht zu stemmen war. Der Atlantik 1,5 m höher als das "Mare Nostrum" gelegen, fliesst als Strom ins Mittelmeer, gegen den nicht anzukommen war. Die Düse der Meerenge produzierte noch einen heftige Gegenwind. Aufkreuzen konnte man damals noch nicht. Erst als erkannt wurde, das Wasser müsse ja auch irgendwo wieder abfliessen, sonst wäre ohne Zweifel Europa bis Ägypten schon längst überflutet, entdeckte man die auf den Atlantik ausfliessende Unterströmung und konnte sich mit Treibankern aus Segeltuch, die abgesenkt wurden, auf den Atlantik ziehen lassen.
Für die Griechen war aber der Atlantik eine völlig unbekannte Welt. So legte sich später jeder Homer und Platon so zurecht, wie es ihm gerade passte. Die Einen deuteten das Seefahrervolk als das versunkene Atlantis und Romantiker des 16. und 17. Jhd. wie Espinosa, Torriani oder Galindo deuteten die Kanaren gleich zum Rest des versunkenen Atlantis um und beschrieben die Kanaren als grosse, blonde und blauäugige, edle Menschen, obwohl sie nie auch nur in die Nähe der Inseln gekommen waren. Nun waren die Kanaren nie Seefahrer, hatte noch nicht einmal Fischerboote und wie hunderte Mumien zeigen waren sie auch für ihre Epoche mehr als klein, Frauen nicht grösser als 1,6 m und Männer kaum 1,7 m. So kann alles, was auf Quellen vor jenen des Mela, Juba und Plinius über die Kanaren basiert, getrost als literarische Schöpfung eingeordnet werden. Zu dem Ganzen kommt noch ein weiterer herber Beigeschmack: Ob es Homer tatsächlich gab, ist völlig unbelegt. War es eine Kunstfigur, ein Pseudonym, eine später konstruierte Person die es nie gab, was öfter in der Geschichte vorkam? Man weiss es nicht.
Etwas anders aber leider ohne erhaltene Aufzeichnung beläuft es sich bei den Phöniziern, ein Handwerks und Handelsvolk, das aus dem Libanon und Syrien den gesamten Mittelmeerraum kolonialisierte. Sizilien, Sardinien, Nordafrika mit Karthago und ausnahmslos jede bedeutende spanische Stadt an der Mittelmeerküste gründeten Phönizier wie Barcelona, Málaga, Cádiz, Tingentera das heutige Tarifa und gegenüber im heutigen Marokko Tanger und Essaouira, wobei Essaouira für die Diskussion der kanarischen Geschichte besonders bedeutend ist. Gegenüber der Stadt Essaouira liegt die Inselgruppe Mogador, auf welcher der Phönizier Hanno, auch Hanno der Seefahrer genannt, im 5. Jhd. v.Chr. einen Handelsstützpunkt anlegte und die Stadt Essaouira gründete. Phönizier waren sehr engagiert im Purpur Handel, der schnell reich machte und auf den Magador Inseln gab es reiche Vorkommen an Purpur Schnecken. Nur Magador dürfte der südlichste Aussenposten der Phönizier gewesen sein, auch wenn man so gerne berichtet, Phönizier hätten schon die Kanaren besiedelt. Phönizier hinterliessen immer reiche Spuren und südlich wurde bis heute nichts gefunden. Auch kein einiges phönizisches Relikt auf den Kanaren. Die ältesten gefundenen historischen Relikte der Kanaren fallen alle samt in die Zeit als die römische Kolonie Africa entstand.
Phönizier hatten viele Talente, geschickte Händler waren sie, verstanden sich auf die Herstellung hochwertigen Glases und vor allem waren sie auch begnadete Schiffsbauer und Seemänner. Und so wird berichtet, dass Hanno der Seefahrer zu einer Expedition aufbrach, die ihn bis hinunter in den Golf von Guinea brachte. So diese wirklich stattfand, was einwenig umstritten ist, führte der Weg auch an den Kanaren und den Kapverden vorbei. So kannten die Phönizier bestimmt das kanarische Archipel nur kennen und besiedeln sind zwei paar Schuhe. Auch liegt Fuerteventura nur 500 Km von der Inselgruppe Magador entfernt. Hanno führte auf der Expedition intensive Aufzeichnungen, die Flora und Fauna und andere Begebenheiten der Reise in Bildern zeichnen. Viele dieser Quellen wurden aber nachträglich ergänzt, manch einer meint, sie sind alle samt nicht echt. Und ob die Phönizier wirklich mit ihren Booten die "Säulen des Herakles" bezwangen oder sie nicht vielmehr an der Atlantikküste ins Wasser liessen, ist auch nicht belegt. Das die Phönizier die Kanaren kannten, kann wohl mit grösster Sicherheit angenommen werden, dass sie auf ihnen siedelten, ist gänzlich auszuschliessen.
Unbestritten ist, dass ab der Antike die Kanaren als Ende der Welt galten also bekannt waren, westlich von ihnen der Abgrund lauerte, Ungeheuer und ähnliches. So auch auf jeder zeitgenössischen Karte dargestellt. Und da die Kanaren das Ende der Welt waren, galt seit der Antike der Nullmeridian, der Ferro-Meridian auf El Hierro, als Nullmeridian, was sich bis 1884 auch so hielt, bis ihn sich die Briten unter den Nagel rissen. Interessantes Detail, genetische Untersuchungen haben ergeben, dass noch heute jeder 17. Anwohner des Mittelmeeres genetisch mit den Phöniziern verwandt ist, im Libanon noch jeder 4. diese Verwandtschaft aufweist. Die Erfolgsgeschichte der Phönizier wurde erst durch das Römische Reich in den punischen Kriegen beendet. Und erst ab dieser Zeit tauchen die Kanaren in verlässlichen Quellen auf.
Juba II. (* ca. 50 v.Chr, Marokko bzw. Algerien – † 23 n.Chr., ebenda) war Sohn von Juba I., der einst König des heutigen Marokko und Algerien war. Jedoch war Juba I. König von Roms Gnaden, denn Nordafrika war bereits unterworfen und römische Provinz Africa. Juba I. rebellierte mit anderen Herrschern erfolgreich gegen die Römer und gewann mehrere Schlachten. Langfristig keine gute Idee, denn daraufhin marschierte Gaius Iulius Caesar (100 v.Chr., Rom – † 44 v.Chr., Rom) höchstpersönlich gegen Juba I. auf und vernichtete sein Heer in der Schlacht von Thapsus 46 v.Chr. Juba I. floh zu seiner Hauptstadt dem damaligen Cirta, heute Constantine in Algerien, aber die opportunistischen Bewohner liessen ihn nicht in die Stadt, um sich keinen Ärger mit den anrückenden Römern einzuhandeln. Daraufhin vereinbarte Juba I. einen Zweikampf mit seinem Begleiter Marcus Petreius, der ihn dabei ins Jenseits beförderte. Petreius lies sich daraufhin von einem Sklaven den Kopf abschlagen, um ebenfalls nicht im Coliseum in Rom zu enden. Das waren noch raue Sitten. Julius Cäsar war ein kluger Stratege, nahm den kaum 5 Jahre alten Sohn Juba II. nach Rom mit und liess dort einen universell gebildeten Mann aus ihm machen. Nach Verleihung der Bürgerrechte kehrte er nach Nordafrika zurück und herrschte von 25 v. Chr. bis 23 n. Chr. erfolgreich über das ehemalige Reich seines Vaters. Ein genialer Schachzug von Cäsar: Rom treu, sozialisiert dort nichts anderes kennend, die Bevölkerung in seiner Heimat akzeptierte ihn als den rechtmässigen Nachfolger.
Durch seine hohe Bildung und wohl auch wachen Geist war Juba II. ein umtriebiger Herrscher, der nicht nur am Thron sass. Juba II. baute die von den Phöniziern begonnene Purpur Produktion der Inselgruppe Mogador, nördlich des heutigen Agadir, aus, was ihnen unter den Römern die Bezeichnung "Purpur Inseln" einbrachte. Oberflächliche Texte vermerken öfter, die Kanaren wären von Plinius dem Älteren als die "Purpur Inseln" bezeichnet worden. Das stimmt aber nicht, er nannte die Kanaren "fortunatae insulae" (Glückliche Inseln! – Vocativ). Juba II. trieb es aber auch zu Entdeckungen und so setzte er in einer Expedition vom heutigen Kap Juby (franz. für Juba) nach Fuerteventura über. Jene Stelle, an der Fuerteventura und Afrika sich am nächsten sind. Nur 98 Km liegt Kap Juby und der Faro de la Entallada auseinander und an klaren Tagen bei Sonnenuntergang liegt Fuerteventura vom Kap Juby aus gesehen klar gezeichnet und nicht zu übersehen am Horizont in der untergehenden Sonne. Kap Juby, die Stadt Tarfaya mit seinem Flugfeld der französischen Postflieger. 1927 und 1928 war Antoine de Saint-Exupéry Chef das Flugplatzes und schrieb dort seinen ersten Roman "Südkurier". Ein geschichtsträchtiger Ort in vielerlei Hinsicht also das Kap Juby.
Juba II. erkundete Fuerteventura, Lanzarote, stiess auch auf die reichen Purpurschnecken der Isla de Lobos und legte dort eine Purpurproduktion an. Sie wurde erst vor einigen Jahren durch Zufall am Strand Playa de la Calera aka Paso de la Orchilla wieder entdeckt, teilweise ausgegraben und als eindeutig römisch mit passender Datierung nachgewiesen. Juba II. hatte viele Talente auch als Literat und so verfasste er genaue Reiseberichte seiner Kanarenexpedition, die jedoch nicht erhalten sind. Das es sie gab wissen wir von Plinius dem Älteren (* 23 o. 24 n. Chr., Como – † 25.8.79 n.Chr., Stabiae, Golf von Neapel), der in seinem Hauptwerk "Naturalis historia" immer wieder Berichte Juba II. zitiert, wie auch das Werk "De situ orbis" von Pomponius Mela (* 15 n. Chr., Tingentera – † 45 n.Chr., Rom). Kartograph war Juba II. wie es scheint nicht. Karten von ihm sind nicht überliefert. Jedoch sind seine Schriften die ersten der Geschichte, die fundiert Zeugnis über die Kanaren geben. Alles griechische und phönizische ist mehr Mutmassung und quellentechnisch fraglich.
Über Pomponius Mela (* 15 n.Chr., Tingentera – † 45 n.Chr., Rom) ist wenig bekannt. Er wurde in der von den Phöniziern gegründeten Stadt Tingentera, dem heutigen Tarifa, geboren und starb recht früh in Rom, wenn die Daten denn stimmen im Alter von 30 Jahren. Er verstarb also genau zwei Jahre nach dem er sein dreibändiges Werk "De situ orbis" (Die Orte der Welt) verfasst hatte. Es war das erste Werk der Geschichte in lateinischer Sprache, das sich rein dem Thema Geographie und Natur widmete. Es trug in der Tat das gesamte Wissen der damaligen Welt in diesem Bereich zusammen und war von Anfang an viel beachtet. Auch Plinius der Ältere (* 23 o. 24 n.Chr., Como – † 25.8.79 n.Chr., Stabiae, Golf von Neapel) zitiert Mela oft in seinem Werk "Naturalis historia".
Pomponius Mela trug ein unglaubliches Wissen zusammen, das für die damalige Zeit einzigartig war. Noch dazu in verblüffender Geschwindigkeit. Woher er es hatte bleibt im Dunkeln. Er muss wohl auch phönizische Quellen besessen haben. Anders ist es nicht zu erklären, da Mela selbst keine Forschungsreisen unternahm, also Schreibtisch Wissenschafter war und gerade einmal 30 Jahre alt wurde. Viele Orte der Welt tauchen bei Mela zum ersten Mal auf, so z.B. die Orkney Inseln und vieles mehr. Auch hatte er ein enormes Wissen über Norddeutschland und andere Gegenden, in denen die "Barbaren" lebten. Sein geographisches Werk, vollständig erhalten, ist äusserst detailreich, fast könnte man sagen, es hat Züge eines Reiseführers. Es berichtet über Pflanzen, Tiere, Gebräuche bis hin zu Sehenswürdigkeiten.
Die Weltkarte, die Pomponius Mela anfertigte, ist etwas schwer zu lesen. Mela hatte von der Erde die Idee eines sphärischen Objektes, das zentral im Weltall liegt. Die Erde selbst bestand für ihn aus zwei Hemisphären, fünf Klimazonen und den Kontinenten Europa, Afrika und Asien, die zentral lagen und von einem grossen Ozean umgeben waren, dessen Tidenhub auf der ganzen Erde synchron erfolgte, so seine Vermutung. Auch die kanarischen Inseln, Madeira und viele andere Inseln sind zu finden. Beim Lesen der Karte muss man sich in Pomponius Mela hineindenken, um sie zu verstehen, denn die Welt ist für ihn keine Kugel mit Nord, Süd und Ost, West. Ein Original der Karte ist nicht erhalten aber einige wohl treffende Rekonstruktionen. Wie enorm die Leistung von Mela war ist nur zu bewerten, wenn man sich einwenig in die Antike zurückversetzt. Die Antike eine Zeit, in der lesen und schreiben einer absoluten Elite vorbehalten war, der Zugang zu Büchern, die als kostbarer Schatz gehütet wurden, schwierig und streng reglementiert war. Oft mussten lange Reisen zu Bibliotheken unternommen werden, geographisches Wissen wurde aus strategischen Gründen streng gehütet. Ab 1559 wurde es noch schlimmer, denn da legte der Papst in Rom den "Index Librorum Prohibitorum", Bücher die bei strengsten Strafen nicht gelesen werden durften, auf. Daher der Begriff "auf den Index setzen".
Der Grieche Claudius Ptolemäus (ca. * 100 n.Chr., Alexandria - † 160 n.Chr., Alexandria) war ein Universalgenie, der sich in den Bereichen Mathematik, Geografie, Astronomie, Musiktheorie und Philosophie verdingte. Astrologie natürlich auch noch, denn zu diesen Zeiten vor der Aufklärung war mystisches fixer Bestandteil der "Wissenschaft". Er zeichnete eine Weltkarte, auf der bereits die kanarischen Inseln vermerkt waren. Und spätestens als er seinen Sternenkatalog präsentierte, das umfassendste und exakteste Werk der Antike mit Berechnungen der Fixstern Positionen, lag ihm die Wissenschaftswelt zu Füssen. Nach ihm wurde das "ptolemäische System" mit der Erde im Zentrum benannt. Alles drehte sich bei Claudius Ptolemäus um die Erde und so liebte ihn auch die katholische Kirche. Bis in die Neuzeit wurde er hoch verehrt.
Doch Claudius Ptolemäus war alles andere als ein genialer Wissenschafter, er war der König des Plagiats, ein genialer Abschreiber und Dieb. Nie hat in der Geschichte je ein Mensch mehr und erfolgreicher abgeschrieben und geklaut. Es war so unfassbar, wie er die Welt über weit mehr als tausend Jahre genarrt hatte, dass Claudius Ptolemäus von Wissenschaftlern, echten Genies, wie Tycho Brahe, Jean-Baptiste Joseph Delambre oder Robert Russell Newton wörtlich als "Betrüger" bezeichnet wurde. Es stellte sich heraus, dass der Sternenkatalog vom Griechen Hipparchos stammte, der ihn 250 Jahre vor Ptolemäus erstellt hatte und die Berechnungen der Fixsternpositionen allesamt ebenfalls von Hipparchos stammten. Keine einzige Berechnung war von Ptolemäus. Und auch eine Weltkarte zeichnete er nie. Skizzen Fragmente, die wohl auch geklaut waren, erstellte er und erst im 15. Jhd. machten "Wissenschafter" ihrem Idol hörig eine recht nutzlose Karte daraus und trugen zu Ehren des Ptolemäus neue Erkenntnisse ein, so z.B. auch die kanarischen Inseln.
Lancelotto Malocello (* 1307, Genua, unbestätigt – † 1384, unbekannt) ist es zu verdanken, dass sich die Kanaren in der sogenannten "Dulcert" Karte wieder finden. Der Genueser Lancelotto, auch Lanzarotus, Lanzarotto, Lancelotto, Lancellotto oder Lazzarotto genannt, machte sich 1336 von Lissabon auf, das Ende der Welt zu erkunden. Lissabon wählte er, da die "Säulen des Herakles", Gibralter, als unbezwingbar galten. Er "entdeckte" die Kanaren wieder, liess sich kurze Zeit auf Lanzarote nieder und errichtet dort ein Fort. Nach seiner Rückkehr erwirkte er, dass seine Entdeckung unter seinem Namen in die erste katalanische Portolankarte unter dem Namen "Insula de Lanzarotus Marocelus" eingetragen wurde. Auf der Karte trägt die Insel ein rotes Kreuz auf weissem Grund, also die Flagge Genuas. Erstellt wurde die erste katalanische Portolankarte von Angelino Dulcert, auch Angelino Dalorto genannt, ein Kartograf aus Mallorca. Seine erste Portolan erstellte Dulcert im Jahre 1325 auf Mallorca. Durch die Neuentdeckung veröffentlichte er 1339 eine erweitere Portolankarte, die eben bereits Lanzarote enthält. Sie wird gemeinhin als "Dulcert" Karte bezeichnet.
Sehr umstritten ist die Vinland-Karte, die angeblich von den Wikingern stammt und so sie echt ist, als erste Karte der Geschichte die Nordamerikanische Küste abbildet. Unbestritten und mit archäologischen Funden belegt ist, dass Wikinger in den heutigen USA als erste Europäer anlandeten. Die Belege sind mehr als zahlreich. Sie dürften in Massachusetts am wunderschönen "Cap Code" und "Martha's Vineyard" angelandet sein. Mit ihren Rümpfen schleppten sie eine Muschelart ein, die an der Küste nicht heimisch war und bis heute an der US Ostküste nur dort vorkommt. Aber zeichneten sie auch wirklich diese Karte und vor allem derart genau und modern? Sie war "eingenordet", was recht unüblich war und weisst auch andere Dinge auf, die fast zu modern erscheinen. Interessant auch, dass ebenfalls das kanarische Archipel exakt mit 7 Hauptinseln eingezeichnet ist, Madeira und auch die Azoren. Das Wissen war zu dieser Zeit zwar schon in der Form vorhanden, trotzdem beeindruckend.
Bis heute streitet sich die Wissenschaft, ob die Karte eine Fälschung ist, die vermerkt, dass ein "Bjarni" und ein "Leif" diese Karte erstellt und "Vinland", also Amerika, entdeckt hätten. Die Provenienz der Karte ist nicht ideal, denn sie geht nur auf einen Buchhändler in Barcelona im Jahr 1957 zurück. Der Karte war ein Codex beigefügt. Eine Abschrift dieses Codex wurde zufällig in einem Zisterzienserkloster in Luzern entdeckt und stammt bestätigt aus dem Jahre 1340. Diesem Codex fehlt jedoch die Anlage, die Vinland-Karte. Das Pergament der Vinland-Karte, stammt nach einer Radiocarbon Untersuchung eindeutig aus dem Jahr 1434, also wurde erst 100 Jahre nach dem Codex hergestellt. Und die Tinte, mit der sie gezeichnet wurde weisst Eigenarten auf, die erst ab 1923 bei entsprechenden Tinten durch einen neuen Herstellungsprozess vorkommen. Andererseits kann diese Eigenart auch durch einen Verfallsprozess über Jahrhunderte eingetreten sein. Waren nun die Kanaren schon 1434 auf einer Wikingerkarte recht exakt eingezeichnet? Man weiss es nicht mit Bestimmtheit, wobei die Wissenschaft eher dazu tendiert, die Karte als echt zu bezeichnen.
Die Familie des Kartographen Vesconte Maggiolo (* 1475, Genua – † 1550, Genua) besass 150 Jahre das Monopol der Republik Genua Karten erstellen zu dürfen. Wissen ist Macht und daher durfte nicht jeder eine Karte besitzen. Karten wurden als Schätze gehütet, denn besonders das verfeindete Venedig mit dem man in den Chioggia-Kriegen (1378 bis 1381) mit äusserster Brutalität um die Handelsvormacht im Mittelmeer kämpfte, durfte keine Seekarten bekommen.
Vesconte Maggiolo erstellte im Jahr 1541 eine bedeutende Karte der Welt, wie man sie damals kannte und verstand. Es war also eine Weltkarte für damalige Verhältnisse. Sie wurde in der Tradition einer Portolankarte ausgeführt, wie sie die professionelle Seefahrt heute noch verwendet. Portolan Karten ("portus" für Hafen) sind für die gewerbliche Seefahrt bestimmt. Sie vermerken alle nur erdenklichen navigatorisch wichtigen Informationen wie Strömungen, Untiefen, Ankerplätze, Hafengegebenheiten, Leuchtfeuer, die es auch damals schon gab und mehr. Heute werden in guter Seemanschaft Kartenmaterial und Küstenhandbücher mitgeführt, die eben diese Informationen beinhalten. Die Karte des Vesconte Maggiolo zeigt mit beeindruckender Genauigkeit und zwar bereits eingenordet2 die Küste Westafrikas, die Formen und Lage der 7 Hauptinseln der Kanaren, die Insel Madeira, die Azoren nur die portugiesischen "Ilhas Selvagens" fehlen interessanter Weise. Woher Vesconte Maggiolo sein enormes Detailwissen hatte bleibt wohl ewig ein Geheimnis, wie es dies auch schon zu jener Zeit war. Überhaupt dürften Genueser zu jener Zeit das beste kartographische Wissen des Mittelmeeres, des Mare Nostrum und der westafrikanischen Küste gehabt haben, denn auch der normannische Eroberer Jean de Béthencourt erfuhr erst von Genueser Händlern um 1390 von der Existenz der kanarischen Inseln. Vesconte Maggiolo muss ein beeindruckender Mann gewesen sein. Er schuf mit dem 1512 auf Pergament erstellten Seeatlas der das Mittelmeer, Schwarze Meer, Afrika, die neue Welt und Asien abbildete das modernste und kompletteste Werk der Zeit. Das Original des Atlas ist erhalten und liegt in der "Biblioteca Palatina" in Parma. Ein Zeitdokument eines genialen Kartographen.
Das europäische Interesse für die Kanaren begann erst langsam zu wachsen. Anfangs waren sie einfach nur Zwischenstopp für den atlantischen Dreieckshandel. Santa Cruz de Tenerife war der letzte Stop, bevor es Ost-West über den Atlantik ging. Das Interesse wuchs aber zunehmend, als wirtschaftlich bedeutende Pflanzen auf dem Archipel kultiviert wurden, teils aus Lateinamerika importiert. Mit Hilfe portugiesischer Fachkräfte von Madeira wurden Zuckerrohrplantagen errichtet, der Feigenkaktus zur wertvollen Karmin Erzeugung wurde kultiviert und als britische Händler entdeckten, dass wichtige Rohstoffe wie Kali, Soda und Kalk, das die neue entstehende Industrie im Empire dringend benötigte auf den Kanaren in grossen Mengen vorhanden waren und hoch profitabel gehandelt werden konnten, gab es kein Halten. Den Höhepunkt erreichte der Handel, als schnelle Dampfschiffe in zwei Tagen Grossbritannien erreichen konnten. So konnten auch mit einfachster Kühlung frisches Obst nach Grossbritannien geschafft werden. Briten führten die Banane in Gran Canaria ein, die ab dann auch im Winter in der gehobenen britischen Gesellschaft als Luxus auf den Tisch kam.
Das alles begann sich in den Karten wieder zu spiegeln. War es zu anfangs nur interessant die kanarischen Inseln zu finden, exakt ansteuern zu können, wofür Übersichtskarten reichten, entstand der Bedarf an detaillierten Seekarten, um auch am Archipel exakt navigieren, verschiedene kleinere Häfen anlaufen zu können, die Untiefen zu kennen. Z.B. um den Hafen von Ajuy anzulaufen, was kein leichtes Unterfangen war. Briten lieferten für die Kalköfen Steinkohle an und luden für die Rückfahrt Kalk. Die französische Aufklärung führte zu einem Wissenschaftsboom und so entstand auch eine grosse Zahl moderner Karten in Frankreich und auch für die kanarischen Insel im Jahre 1653. Neben dem kanarischen Archipel sind auch die portugiesischen "Ilhas Selvagens" zu finden, wenn auch nicht recht genau eingetragen, die interessanter Weise den Karten des Vesconte Maggiolo fehlten.
Jean-Charles de Borda (* 4.5.1733, Dax – † 20.2.1799, Paris) war ein französischer Mathematiker und Seemann. Im Gegensatz zu Claudius Ptolemäus war er ein genialer Geist und hatte es nicht notwendig abzuschreiben. Er untersuchte ballistische Probleme, erfand die erste Wasserturbine mit gebogenen Schaufeln, um Stossverluste zu reduzieren, entwickelte eine Methode die Refraktion zu messen, eine Methode Reflexionen zu ermitteln, den sogenannten "Bordakreis", entwickelte das "Borda-Wahlverfahren", das heute noch beim Eurovision Songcontest eingesetzt wird und selbst der Begriff "Meter" geht auf Borda zurück, denn er empfahl die in Paris 1791 eingeführte universelle Längeneinheit, die erst als Messing Muster und dann aus Platin gefertigt wurde und im Tresor des Nationalarchivs verschlossen wurde, "Meter" zu nennen. Nur ein kleiner Auszug, denn Borda erdachte und entwickelte noch viel mehr.
Und ob das nicht schon genug wäre, fuhr er rastlos zur See, trugt als Generalmajor der französischen Marine zum Erfolg der französischen Truppen in Nordamerika massgeblich bei. In den 1770iger unternahm er Reisen entlang der westafrikanischen Küste bis hinunter auf die Kapverden, die er in seinen Reiseberichten „Inseln des grünen Vorgebirges“ nannte. Auf den Reisen vermass er die Küstenlinien exakt nach den neuesten Methoden. Dabei führte Borda akribisch ein Notizbuch in dem er in bester wissenschaftlicher Manier jede Messung eintrug und die angewendeten Berechnungsmethoden, um Längen und Breitengrad zu ermitteln, genau angab. Um also anderen Wissenschaftern seine Berechnungen nachvollziehbar und überprüfbar zu machen. Borda war auch der Erste, der die Inseln des kanarischen Archipels exakt vermass und die genau Position jedes Kaps bestimmte. Sein Notizbuch, in dem er die kanarischen kartographischen Arbeiten dokumentiert, ist erhalten und wurde als kommentierte Lithografie aufgelegt (García Cruz, Juan Antonio: "La carta náutica de las islas Canarias del Caballero de Borda (1780)", Universidad de La Laguna, Tenerife, 2017). Es zu lesen ist amüsant, hatte doch Borda die Methode nach der Vermessung an Land zu gehen und die Menschen zu fragen, wie man den Ort oder Hafen denn hier nennen würde. So bemerkt er, dass er einen kleinen sehr belebten Hafen vermessen hätte und man ihm gesagt hätte er würde Caleta de Fustes, damals noch mit "s", genannt. Oft ging das aber daneben, denn der Franzose Borda konnte das weiche kanarische Spanisch nicht richtig verstehen. Aufschreiben konnte man ihm auch nichts, da 90% der Bewohner Analphabeten waren. So entstanden eigenartige Namen wie z.B. Punta de Pesebre, die sich bis heute gehalten haben. Die Kartennamen, die Jean-Charles de Borda im 1780 veröffentlichten Kartenwerk eintrug, werden bis heute vom Instituto Geográfico Nacional de España in den Amtskarten übernommen.
Borda war ein überaus genialer Geist und ist ausserhalb Frankreichs wenig bekannt. Er ist als einer der 72 Namen am Pariser Eiffelturm eingetragen. Ein Mondkrater wurde ebenfalls nach ihm benannt.
Die exakte Kartographierung aller spanischen Küstenlinien war kein wissenschaftlicher Selbstzweck, sondern Bestandteil eines spanischen Programms, die Küstenlinien des Reichs mit einem Netz aus Leuchttürmen zu versehen, die den Handel beflügeln, erleichtern und sicherer gestalten sollten. Auf Basis des Kartenmaterials ging Spanien an eine zentrale Planung, Schifffahrtsrouten mit Seezeichen und Leuchtfeuern staatlich betrieben auszustatten.
Auf Basis der Planung wurde der erste und älteste spanische Leuchtturm, der Faro de Cabo Mayor, auf Grund des fantastischen Blicks auch Faro de Bellavista genannt, in Kantabrien nahe Santander errichtet. Die Planung begann 1833, in Betrieb ging der Leuchtturm am 15. August 1839. Er ist damit der älteste in Dienst stehende Leuchtturm Spaniens. Sieht man vom Torre de Hércules in La Coruña ab, der um 110 n.Chr. errichtet wurde. Denn er ist ein Werk der Römer und wies den römischen Galeeren den Weg zu den reichen Eisenerz Vorkommen in Galizien. Der Torre de Hércules ist übrigens der älteste existierende und in Dienst stehende Leuchtturm weltweit.
Auch auf den Kanaren wurde ein Leuchtturm nach dem anderen errichtet. Stehen sie für den Laien isoliert auf einem Kap, sind sie doch immer Bestandteil eines Gesamtsystems und weisen den Weg einer Seestrasse. So weisst z.B. ein Dreieck aus Leuchttürmen den gefürchteten Seeweg durch die nur 8 Km breite Meerenge zwischen Lanzarote und Fuerteventura, die "La Bocaina", die mit Untiefen gespickt ist. Das System aus Leuchtfeuern wird von Osten nach Westen vom Faro Martiño auf der Isla de Lobos, dem Faro de Punta Pechiguera auf Lanzarote und dem Faro de Tostón bei El Cotillo auf Fuerteventura gebildet. Auf diesem Kurs wird in direkter Linie Santa Cruz de Tenerife erreicht, um von dort z.B. weiter nach Kuba oder Mexiko den Atlantik zu queren. Auch der Faro Punta de Entallada und der Faro de Punta de Jandía dient dazu wiederum den strategischen Posten Santa Cruz de Tenerife zu erreichen. Für Segler bedeutsam ohne Kreuz ein Ziel auf direkter Linie ansteuern zu können. Durch Orientierung an diesen beiden Leuchtfeuern kann Santa Cruz de Tenerife mit dem Nordost Passat in einem Schlag ohne weiteres Manöver erreicht werden.
Reproduktion oder digital Karten – alles zum Erkunden Spaniens.
Das "Institut Geográfico Nacional" ist in Spanien u.a. für die Kartographie zuständig und verlegt aktuelle und historische Karten. Ein grosses Spektrum an Karten wird angeboten, auch wunderbare Lithographien der ersten Karten des kanarischen Archipels.
Für jene, welche die Kanaren per Pedes oder dem Mountainbike erkunden wollen, sind die Bundesamtskarten im Masstab 1:25000 einfach unverzichtbar. Enorm präzise und umfangreich. Jeder Hirtensteig, Brunnen und mehr finden sich auf den Karten. Die sind günstig im Onlineshop erhältlich und erreichen den Besteller in wenigen Tagen per Post.
Die Buchhandlung Tagoror in Puerto del Rosario ist ein Traum. Als "tagoror" wurde bei den Majoreros ein Versammlungsplatz bezeichnet. Wer sie betritt stösst im UG auf ein Schreibwarenangebot, das verblüfft. Qualität dominiert – Faber Castel, Rotring oder Moleskine finden sich. Und das auf einer Insel mit 70 tsd. Einwohnern. Wer einen Stock höher geht wird ins absolute Staunen versetzt. Eine Buchhandlung, die in einer Grossstadt eine gute Figur machen würde. Ein atemberaubendes Angebot, fantastisch sortiert. Wer sich für Geschichte und Kultur der Kanaren, Botanik oder Fauna interessiert, für Tanz, kreolische Küche, kubanische Musik auf den Kanaren, Kartenmaterial und mehr wird mehr als fündig. Herrliche Publikationen, die sonst kaum irgend zu bekommen sind. Der Buchliebhaber und Wissensbegierige wird es schwer habe sich zu entscheiden. Eigentlich könnte man alles kaufen. Zuvor kann man ganz in Ruhe auch stundenlang schmökern. Eine belebende Ruhe herrscht, keine aufdringlichen Verkäufer und ein Tourist wird dort nie angetroffen. Tagoror liegt nicht gerade dort, wo ein Tourist anzutreffen ist.