Fuerteventura – Kali + Soda.

Einst bedeutender Wirtschaftsfaktor des Kanarischen Archipels.

Soda, Pottasche, Kaliumcarbonat war und ist ein wichtiger Rohstoff. Färbereien benötigen ihn, die Glasindustrie, die Reinigungsmittel Industrie, zur Herstellung klassischen Schiesspulvers wird er eingesetzt, er ist Backtriebmittel, Weissmacher, er wird als Weichmacher eingesetzt, Dünger und und und. Pottasche ist von so universeller Bedeutung, dass die Technologische Entwicklung der Menschheit ohne sie gar nicht möglich gewesen wäre.

Die Herstellung ist ganz einfach und kann aus vielen Pflanzen erfolgen. Manche eignen sich besonders gut, da sehr reich an Salzen, manche weniger gut. Pflanzen werden eingeäschert, sodann aufgeschlämmt, in einer Lauge ausgekocht. So wird das Soda herausgelöst und schliesslich eingedampft. Dazu existierte der Beruf des "Aschenbrenners". Er verbrannte Holz und erzeuget daraus die Pottasche. Bereits Holzasche kann 10 - 20% Soda enthalten, die Salzpflanzen der Küstenregionen ein x-faches, was sie so interessant machte. Im Mittelalter verdingten sich übrigens die Ärmsten der Armen in der Soda Erzeugung. Es wurde von Haus zu Haus gezogen, vor allem auch Kindern, und als milde Gabe um die Ofenasche gebeten. Aus ihr konnte dann Pottasche als Erwerbsgrundlage hergestellt werden.

Eine ganz andere Dimension haben die Soden und Kali Pflanzen, die in den Feuchtgebieten der Küsten wachsen. Ihr Gehalt an Salzen ist so extrem hoch, dass z.B. das "Eiskraut" an heissen Tagen messbar Kali aus den Blüten "ausschwitzt". Auf Fuerteventura tun sich besonders drei Pflanzen hervor, aus denen hoch produktiv Soda gewonnen werden kann: Das Kali-Salzkraut, die Suaeda Maritima und das Rote Eiskraut. Sie wachsen direkt an den Feuchtzonen der Küstenregionen im salzigen Ambiente. Am besten gedeihen sie auf den "Salzwiesen". Küstenbereiche, die durch die Gezeiten regelmässig überschwemmt werden und dann wieder trocken fallen. Solche Salzwiesen kommen natürlich vor wie am Playa del Matorral in Morro Jable oder auf der Isla de Lobos bei den "Las Tres Hermanas". Da so wertvoll, wurden sie aber auch künstlichen angelegt bewirtschaftet und regelmässig geerntet. Nebeneffekt der Salzwiesen, Vögel fühlen sich ihn ihnen sehr wohl da reiche Nahrungsquellen. Vor allem auf der Salzwiese vom Playa del Matorral finden sich unzählige grüne Kanarienvögel. Sie sind in den Salzwiesen so gut getarnt, dass man genau hinsehen muss, um sie auszumachen.

Der Herstellungsprozess auf Fuerteventura verlief ident des Verfahrens, das die mitteleuropäischen "Aschenbrenner" einsetzten. Einäschern, aufschlämmen, in Lauge sieden und eindampfen. Das wars. Im Unterschied zur Holzasche entsteht beim Einäschern der Soden eine mehr klebrige Asche die jedoch einen sehr hohen Anteil Soda enthält. Das Kali-Salzkraut (Kali turgidum), dass nicht zu den Soden zählt sondern zu den Fuchsschwanzgewächsen, hat noch eine weitere Verwendung. Aus ihm kann ein roter oder schwarzer Farbstoff gewonnen werden. Wird ein genauer Blick auf die Stengel des Kali turgidum geworfen, werden rote Streifen ausgemacht.

Pottasche war in der goldenen Zeit von Fuerteventura ein riesen Geschäft. Nach harten Zeiten boomte die Insel, denn sie hatte viel zu liefern, das die Länder, die mitten in der industriellen Revolution steckten, benötigten: Kalk, Karmin, Soda, Fischkonserven und mehr. Vor allem britische Händler machten Vermögen, gründeten 1805 Puerto de Cabras, das heutige Puerto del Rosario, das schon 1860 zur Hauptstadt wurde und zum zentralen Hafen von Fuerteventura. Doch dann kam das jähe Ende des kanarischen Aufschwungs. Der geniale Dr. Adolf von Baeyer setzte Ende des 19. Jhd. an, alles und jedes synthetisch herzustellen, wenn gewünscht tonnenweise zu einem Bruchteil der Kosten natürlicher Gewinnung. Seine Brillanz als Forscher wurde 1905 mit dem Nobelpreis für Chemie gewürdigt. Aber von Baeyer war auch ein Vollblut Unternehmer. Der BASF Konzern entstand andere folgten ihm. Die Kanaren fielen in eine schwere Depression. Schlagartig waren Dinge, welche die Wirtschaft dominierten, wertlos. Nach dem Ersten Schock wurde als "Wiederaufbaubank" die erste Bank der Kanaren, Banco de Canarias, in Las Palmas de Gran Canaria gegründet, die neuen Unternehmen Kredite gewähren sollte. Einer der Masterminds Juan Rodríguez y González gebürtig aus Tetir. Eine Büste am Kirchplatz erinnert an ihn.

Kali + Soda für die Industrie unverzichtbarer Rohstoff – in Fuerteventura pflanzlich gewonnen.

Soden – auch als Salat oder Gemüse.

Soden – auch als Salat oder Gemüse.

Südapulien, Kanaren, Galizien, Bretagne – man isst Soden.

Es gibt unzählige Arten von Soden. In den Küstenregionen der Kanaren, Madeiras, Galizien und anderen Ortes fühlt sch die Suaeda Maritima in zyklisch überschwemmten Gebieten, den sogenannten Salzwiesen, sehr wohl. Mit den Soden kann nicht nur Cash in Form von Soda und Pottasche gemacht werden, sondern sie eignen sich auch hervorragend als Vitamin spendendes Lebensmittel und Nahrungspflanze für Notzeiten, die auf Fuerteventura nicht allzu selten waren.

Aus den jungen Blättern der Suaeda Maritima lässt sich ein Salat bereiten oder gekocht gemüseartig gegessen werden. In Notzeiten, wenn es mit dem Gofio knapp wurde, konnte der Samen der Suaeda Maritima genutzt werden, um das Mehl zu strecken. Aus den Samen kann ebenfalls Öl gepresst werden. Die Suaeda Maritima ist eine überaus nützliche und vielseitige Pflanze. Heute wird sie kaum noch beachtet und viele Touristen halten sie für lästiges Unkraut, das an Lagunen zu finden ist und man am liebsten entfernen würde.

Insider Tipp

Kali-Salzkraut – als Salat, optional auch für tückischen Giftmord geeignet.

Wie auch aus den verschiedenen Soden, lässt sich auch aus dem Kali-Salzkraut ein Salat bereiten. Dabei verhält es sich aber so wie mit dem japanischen Kugelfisch. Wird falsch vorgegangen, kann der Salatgenuss letale Folgen haben. Verwendet werden dürfen nur die ganz jungen und frischen Blätter des Kali-Salzkrautes. In allen anderen Pflanzenteilen haben sich bereits massiv die Alkaloide Salsolin und Salsolidin sowie Oxalsäure und Natriumoxalat angereichert. Vor allem die Alkaloide in entsprechender Menge führen erst zur Gefässerweiterung, beschleunigter Atmung, rasantem Blutdruckabfall und nach rund zehn Minuten zu massiven Herzrythmusstörungen. Je nach Dosis und allgemeinen Gesundheitszustand, könnte das der letzte Salat gewesen sein. Sud und der ausgepresste Saft des Kali-Salzkrautes wurde auch wie die Soden als Naturheilmittel eingesetzt z.B. als harntreibendes Mittel. Schon Paracelsus wusste es: Die Menge macht das Gift. Kali-Salzkraut, ein Kraut das es in sich hat.

Kalisalze und Sodasalze wichtiger Rohstoff für die Industrie. Kalisalze und Sodasalze wichtiger Rohstoff für die Industrie. Kalisalze und Sodasalze wichtiger Rohstoff für die Industrie. Kalisalze und Sodasalze wichtiger Rohstoff für die Industrie. Kalisalze und Sodasalze wichtiger Rohstoff für die Industrie. Soden – die Sueda Maritima – Soda und Pottasche. Soden – die Sueda Maritima – Soda und Pottasche. Soden – die Sueda Maritima – Soda und Pottasche. Städte und Ortschaften Fuerteventuras: Tetir Adolf von Baeyer 1905 – offizielles Bild des Nobelpreiskomitees.
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