Bis es 2012 in Spanien so richtig krachte, ging es im Bankensektor recht locker zu. Jeder bekam Kredite, es wurde gebaut, als gäbe es kein Morgen. Die Landschaft wurde zugepflastert und keiner machte sich Gedanken, wer denn da überall einziehen würde. So auch auf Fuerteventura. Die Landschaft wurde an den irrsten Plätzen zubetoniert. Der Wahnsinn hinterliess eine Wüste an Bauruinen: Um den Boca de mal Nombre, in Aguas Verdes, um Corralejo, die Hänge von Caleta de Fuste und und und. Besonders auf Fuerteventura herrschte die Meinung, es reicht irgendetwas lieblos hinzubetonieren und wohlhabende EU Ausländer würden Fuerteventura stürmen, um sich dort einen Alterssitz zu kaufen. Die Projektentwickler waren sich auch sicher, Immobilien in der Einöde ohne jegliche Infrastruktur und ausser Reichweite eines Arztes, an das betagte Publikum bringen zu können.
Bekannter Weise ging die Immobilienblase hoch und das spanische Bankensystem schien jeden Tag zu implodieren. Der EWS sprang rettend zur Seite und vergab 2012 und 2013 satte 41 mrd. Euro Kredite. Doch die Geschichte der stolzen spanischen Nation zeigt, wenn Feuer am Dach ist, kann eisern und diszipliniert ein Ziel verfolgt werden. Spanien hat Übung, wurde es doch vom Habsburger Carlos primero (Karl V.) mehrmals in den Staatsbankrott geführt. So verliess Spanien, zur Überraschung aller, bereits Ende 2013 (!) wieder den EWS Rettungsschirm. Die Verschuldung wurde 2017 unter 100% des BIP gedrückt. Stetig schritt Spanien in Richtung der erlaubten 60%. Und jedes Jahr wurden die Kredittranchen vorzeitig zurück gezahlt. Das Loch, das 2020 und 2021 die Corona Pandemie riess, ist von enormer Grösse und ein herber Rückschlag. Ohne eine rasche Erholung des Tourismussektors sieht es übel aus, auch, wenn wie geplant, ein dreistelliger Euro Milliardenbetrag aus den EU "Wiederaufbaufonds" fliessen sollte.
Das alles hatte für jeden, der in Spanien nicht nur als Tourist vorbeischaut, massive Folgen. Dem Volkssport Steuerhinterziehung wurde und wird mit eiserner Hand der Gar ausgemacht. Geschäfte > 2.000 Euro dürfen nicht mehr bar abgewickelt werden. Der florierdende Immobilienhandel mit "Schwarzgeld" im Aktenkoffer, ist damit Geschichte. Auch das Einzahlen von grösseren Barbeträgen auf ein Bankkonto, ohne Nachweis der Herkunft, ist nicht mehr möglich.
Und so hat der schon weit in der Ferne liegende fast Banken Crash Spaniens eine ganz handfeste Auswirkung auch für den kleinen, ehrlichen Bürger aus der EU, der nach Fuerteventura zieht und ein Konto eröffnen möchte, denn so einfach ist das nicht mehr.
Banken sind wählerisch geworden und weisen teils EU Bürger ohne spanischen Pass kategorisch ab, auch wenn sie lediglich ein Haben-Konto eröffnen wollen, um das Leben in Spanien zu bestreiten. Jede Bank hat diesbezüglich mittlerweile eine eigene Strategie, die nicht publiziert wird, wohl, um sich nicht mit Diskriminierungsklagen konfrontiert zu sehen. Wendet sich die "CaixaBank" an die breite Masse, ist die "Bankia" traditionell mehr an Unternehmern und wohlhabenderem Clientel interessiert. So verlangt "Bankia" zusätzlich zur Fiskalauskunft auch noch ein "Letter of Good Standing" von der Hausbank im Heimatland.
Jede Bank ist verpflichtet abzuklären, ob der Kontowerber Fiskalinländer oder -ausländer ist. Regelmässig wird ein Nachweis vom Wohnsitzfinanzamt gefordert, das Einnahmen, auch Renten- und Pensionszahlungen, versteuert werden. Dies muss meist sehr umfangreich mit Schreiben vom Finanzamt, Steuernummer, Meldebestätigung und Pass erfolgen.
Dass der Kontowerber bereits eine NIE bestitzt und diese auch mit einem Dokumengt nachweisen kann, versteht sich von selber.
Was im Detail jede Bank fordert, ist sehr verschieden und ändert sich laufend. Auf Grund ihrem Fokus auf EU Ausländer, ist die Sabadell Bank am zugänglichsten und löst auch die Frage, ob ein Kontowerber nun tatsächlich Fiskalausländer ist, sehr kooperativ und kreativ. Trotzdem, für den extranjero ist die Eröffnung eines Bankkontos eines der zähen Projekte in Spanien. Auch wer nur vor hat temporär einige Monate in Spanien zu leben, einen Zweitwohnsitz zu gründen o.ä., kommt um eine spanische Bankverbindung nich herum. Ohne diese und die NIE gibt es keine Internetleitung in das Appartement, keine SIM Karte für das Telefon (nur Prepaid) oder den mobilen Router, keinen Strom- oder Wasseranschluss. Ein normales Alltagsleben ist ohne spanisches Bankkonto und NIE unmöglich.
Sabadell Solbank – seit 2014 vollständig in Banco de Sabadell aufgegangen.
Die Sabadell Solbank wurde in Südspanien speziell für europäische Ausländer in Spanien gegründet, um deren Bedürfnisse abzudecken: Immobilien Erwerb und Finanzierung, Kontoführung, Anlage, Sparprodukte usw. Die Bank verstand, dass EU Ausländer andere Produkte angeboten werden mussten und vor allem mit zeitgemässem Servicegrad. Mit der EU Bankenkrise ging die Solbank vollständig in der Banco de Sabadell auf. Die Filialen blieben unter anderem Namen mit gleichem Konzept bestehen.
Für "extranjeros" ist die Sabadell Bank in Caleta de Fuste primär, oder auch jene in Corralejo, eine gute Lösung. In Caleta de Fuste werden Englisch, Deutsch, Holländisch, Französisch und Ungarisch gesprochen. In Corralejo dominiert Englisch und Spanisch. Die Bank klärt schnell und kreativ das Problem des Steuersitzes. Wird eine NIE mitgebracht, kann nach einer kleinen positiven Recherche über den neuen Kunden bereits am selben Tag mit einem Konto, samt ausgestellter Bankomat- und Kreditkarte, gerechnet werden. Hat der Betreuer einen guten Eindruck, gibt es sogar einen satten Kontokorrent. Auch das online Banking im Browser und via App ist sehr gut gelöst.
Anmerkung: Kein Product Placement oder Werbung.
In Spanien ticken die Uhren anders. Beispielsweise ist nirgendwo in Europa erben so billig wie in Österreich. Dort gibt es keine Erbschaftssteuer. Nicht, weil der Staat in der Alpenrepublik so gütigt wäre, die Steuer sollte geändert werden, dann klappte es mit der Regierung nicht mehr und seitdem gibt es ebene keine Erbschaftssteuer. Die hängt seit Jahren in der Schwebe. In Deutschland zahlt der Erbe an den Staat, aber im europäischen Vergleich sehr wenig! In Spanien kann bis zu 80% des Erbes an den Staat fallen. Das kommt schon einem Horrortrip gleich. Erblasser, die eine spanische Immobilie vererben wollen, sollten sich im Vorfeld gut beraten lassen, damit die Erben auch etwas davon haben und es auch antreten können. Auch gibt es in Sachen spanischer Erbschaftssteuer kein Doppelbesteuerungsabkommen mit Österreich oder Deutschland, bedeutet, schlecht beraten werden zweimal Steuern fällig. Der spanische Staat möchte eben die reichen "extranjeros" nochmal so richtig abgreifen.
Auch "eigenartige" Steuern in Sachen Immobilien bestehen und sind als Bringschuld zu entrichten, an die ein Deutscher nicht denken würde. Zweitwohnsitze gelten als Luxus und so ist Luxussteuer fällig. Sie ist von einer fiktiven Miete zu berechnen und unaufgefordert abzuführen. Auch sollte man die Zahlungseingänge des Kontos als versteuert nachweisen können. Die spanische Bank erstellt jedes Jahr für Fiskalausländer einen Kontobericht, den auch jene Finanz erhält, in dem der Kontoinhaber seinen Hauptwohnsitz unterhält. Otto Normalverbraucher hat keine Ahnung, welch reger Datenfluss in der EU herrscht. Neben dem Verteilen von Steuergeldern, sieht die EU ihre Kernkompetenz im Ausspähen ihrer Untertanen. Carlos primero, Karl V., wäre neidisch!