Als Steuerparadies kann Spanien nicht bezeichnet werden, auch wenn das viele mit dem sonnigen Land verbinden. Ganz im Gegenteil einiges ist so richtig teuer wie erben zum Beispiel. Auch kann Spanien steuertechnisch nicht über einen Kamm geschoren werden, denn die autonomen Provinzen besitzen in einigen Bereichen Steuerautonomie. Nicht in dem Umfang wie Schweizer Kantone aber doch. So sind Steuern wie z.B. die Vermögenssteuer Sache der autonomen Provinzen. Auch kann Spanien nicht mit einem so entwickelten Förderwesen für Unternehmen wie z.B. Österreich aufweisen. Weder ist Spanien für Unternehmer noch Angestellte ein Magnet aus steuerlichen Gründen. Noch nicht einmal für Rentner, denn das Rentenniveau ist in Spanien nicht gerade ein hohes und so sind die satten deutsche Renten, die noch um Betriebsrenten aufgefettet werden, in Spaniern deutlich höher zu besteuern als in Deutschland. Auch die Wohnsitzwahl im sonnigen Süden, sollte also steuerlich wohl bedacht werden.
Anders stellt sich die Situation auf dem kanarischen Archipel dar, das schon in Zeiten, in denen die Habsburger, die Casa Austria, über Spanien herrschten eine Sonderstellung in Bezug auf Zoll und Steuern hatte. Die Bourbonen, die den Habsburgern folgten, stellten das konfliktreich ab. Nun in der EU hat das Kanarische Archipel wieder viele Sonderstellungen zurück und ist EU Sonderwirtschaftszone, was für den einfachen Bürger das Leben in vielen Bereichen recht preiswert gestaltet. Beispielsweise gibt es keine Umsatzsteuer, was das Leben für Endverbraucher preiswerter gestaltet. Es wird eine pauschale 6,5%-ige Verbrauchssteuer eingehoben, die IGIC – Impuesto General Indirecto de Canarias. Lebensmittel werden mit 3% IGIC besteuert, Grundnahrungsmittel mit 0% IGIC. Produkte bei denen in Deutschland, Österreich und der Schweiz so richtig die Kassen des Staates klingelt wie im Bereich Tabak, Branntwein, Schaumwein und Ähnlichem, sind durch das Fehlen der Schaum- oder Branntwein nzw. Tabak Steuer für den Touristen paradiesisch preiswert. Für den Kontinentaleuropäer eröffnet sich eine fantastisch günstige Welt zu rauchen, auch fette kubanische Cohibas, Scotch und Cognac zu trinken, oder Champagner die Kehle hinab zu gurgeln. Logischer Weise existieren daher Ausfuhrbeschränkungen und Touristen können nicht mit einem Koffer Zigaretten die Heimreise antreten. Die aktuellen Freimengen ins EU Kernland sind z.B. auf der Webseite des Deutschen Zoll zu finden.
Für die EU haben die Kanaren und Madeira eine grosse strategische Bedeutung, wirtschaftlich wie militärisch. Las Palmas bedeutender Internet Knoten der neuen Glasfaser Datenautobahn, die im Atlantik verlegt wurde, auf Grund der geografischen Lage wichtiger Standort für grosse Satellitenschüsseln zur Kommunikation ins All, z.B. Madeira, wichtige Schifffahrtsroute nach Lateinamerika, die nähe zu Ostafrika als wichtige Rohstoffquelle, NATO Basis für Luftstreitkräfte in Las Palmas, zweit bedeutendster Ort weltweit nach Hawaii für astronomische Forschung und weit mehr. Die Liste könnte Seiten füllen. Aus all diesen Gründen ist NATO und EU überaus interessiert daran, das auf den Kanaren ein wirtschaftlich interessantes Umfeld ausgebaut wird, das Unternehmen motiviert dort aktiv zu werden, Arbeitsplätze zu schaffen, um Abwanderung der Insel und ein veröden der Infrastruktur zu verhindern. Ein eigenes im dreistelligen Millionenbereich dotiertes EU Technologie Förderungsprogramm wurde aufgelegt. Zukunftstechnologie im Bereich Wellenkraftwerke und anderer erneuerbarer Energieträger werden gefördert, die Ansiedelung von IT und Technologieunternehmen. Grosse Mittel stehen für den Ausbau der Infrastruktur zur Verfügung. Seit Ende 2018 wird das kanarische Archipel in Ballungsräumen mit dem 5G Standard versorgt, worüber in Deutschland lediglich geredet wird. Der Zustand des deutschen Strassennetzes gleicht im Verhältnis zu jenem Fuerteventuras einem Entwicklungsland. Zu wenige junge Unternehmen haben die Kanaren derzeit am Radar, denn geschickt angefangen, bietet sich ein hervorragendes wirtschaftliches Umfeld in traumhaftem Klima.
Wer nicht nur touristisch Fuerteventura und das kanarische Archipel betrachtet, dem werden neben den Traumstränden eine nach der anderen EU Tafel ins Auge springen. "Funded by EU ..." Tafeln an jeder Ecke zu finden. Eine Unternehmensgründung auf den Kanaren kann sowohl für Start-ups als auch für Unternehmen, die schon lange im Geschäft sind, hoch interessant sein, so sie sich beispielsweise im Bereich IT, Technologie, Green Energie, Automotiv bewegen. Schon wer drei Arbeitsplätze schafft und mit Mini Investitionen von 50 tsd. Euro antritt, kann im richtigen Bereich mit fünfjähriger Steuerbefreiung rechnen. Ein umfangreiches EU Förderprogramm steht zur Verfügung. Auch über die Infrastruktur muss sich der Unternehmer keine Sorgen machen, denn traurig aber wahr mit der Anbindung des kanarischen Archipels an die weltweite Datenautobahn kann Deutschland nicht im geringsten mithalten, weit abgeschlagen. Ein mit EU Mitteln neu errichtetes Technologie Zentrum in Los Estancos bietet moderne Büros und Tagungsräume. Der Flughafen in 15 Minuten erreicht. Mehrere Flüge stündlich verbinden Fuerteventura in nur 20 Minuten mit dem Drehkreuz Las Palmas, von dem aus mit Direktflügen Nordamerika, Lateinamerika, europäische Metropolen und mehr erreicht werden.
Vorsicht in Spanien – im Extremfall können 80% des Erbes weg sein.
Spanien ist ein herrliches Land, wunderschön, enorm abwechslungsreich, reich an Kulturschätzen aller Epochen bis zurück zu den Neandertalern oder den Karthagern. Das Klima kann "frei gewählt" werden. Wer Schnee liebt kommt auf seine Kosten, wer das mediterrane Klima liebt ebenso. Die Menschen freundlich und positiv, kultiviert, das Essen schmackhaft, puristisch moderne Architektur in Barcelona, der Zauber des Morgenlandes in der Alhambra.
Das alles kann den Blick einwenig verstellen und erzeug bei vielen Spanien Liebhabern verständlicher Weise ein etwas verzerrtes Bild von einem sonnigen, angenehmen Leben. Das wird auch auf die Steuern übertragen, die man als gering vermutet und die ohnedies niemand zahlt. Beides ein Irrtum. Seit der Finanzkrise hat der Staat rigoros durchgegriffen. Das Leben "steuerfrei" zu gestalten wird immer schwerer, in einigen Bereichen greift der Staat so zu, dass einem schwindelig wird. Wer etwas zu vererben hat, sollte das tunlichst nie in Spanien machen, denn dort können bis zu 80% weg sein.
Die steuerlichen Anreize der autonomen Provinz Las Palmas für Start-ups und Neuansiedelungen sind gross und vielfältig. Geknüpft sind sie an Investitionen und Arbeitsplätze und bereits sehr kleine Ansiedelungen werden steuerlich stark begünstigt, wenn sie nicht überhaupt die ersten 5 Jahre gänzlich steuerbefreit sind. Auch bewegen sich Unternehmen in einem interessanten Kostenrahmen freuen sich z.B. über deutlich günstigere Stromtarife als im Hochpreis Energieland Deutschland, Treibstoffe sind günstig, Büroflächen ebenfalls, Kommunikationskosten attraktiv und leistungsstark, die Lohnnebenkosten gering. Ergänzt wird das Paket durch ein interessantes EU Förderprogramm, das interessante Mittel in Bereichen IT oder Green Energie oder anderen technologisch interessanten Bereichen bereit stellt. Gefördert wird von der EU auch Wissenstransfer, Vernetzung und andere Dinge, an die nicht unbedingt als erstes gedacht wird.
Steuern und Förderungen ein grosses, komplexes Thema, dass richtig angegangen einer Neugründung einen ordentlichen Schub und Wettbewerbsvorteil verschaffen kann. Als Amateur sollte man das Thema besser einem Profi übertragen, der mit dem entsprechenden Wissen und den richtigen Kontakten in die Institutionen in Las Palmas und den EU Behörden ausgestattet ist.